Beruf und Pflege

Einen auf Hilfe angewiesenen Angehörigen „rund um die Uhr“ zu Hause zu betreuen, ist eine anspruchsvolle und anstrengende Tätigkeit. Familien, die sich entscheiden, die Angehörigenpflege so weit wie möglich selbst zu übernehmen, stehen vor besonderen Herausforderungen und Belastungen. Nicht selten gehen Angehörige bei der häuslichen Pflege und Fürsorge über ihre eigenen Belastungsgrenzen hinaus. Dies betrifft vor allem die mit der Pflege befassten Angehörigen, die zugleich berufstätig sind. Sie sind auf Hilfe von außen angewiesen, damit die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege gelingt, wirksame Vereinbarkeitslösungen und verlässliche Pflegearrangements gefunden werden.

Auch Unternehmen müssen sich aufgrund der demografischen Entwicklung und des hohen Durchschnittsalters der Belegschaft zukünftig auf eine wachsende Zahl pflegender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Für Arbeitgeber gilt, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Pflegeaufgaben bestmöglich unterstützen, wenn sie nicht auf das Know-how ihrer erfahrenen Beschäftigten verzichten wollen.

In einer Pflegesituation ist vieles neu. Offene Fragen müssen meist unter Zeitdruck geklärt werden. Für betroffene Familien sind gezielte, verlässliche und leicht zugängliche Information unerlässlich, um im Alltag Familie, Beruf und Pflege vereinbaren zu können. Auch Arbeitgeber profitieren von wirksamen Vereinbarkeitslösungen, denn Unternehmen spüren zunehmend die Auswirkungen der Doppelbelastung von Familien in Form von Arbeitsausfällen, vermehrten Krankheitstagen und geringerer Produktivität.

Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration, die AOK — die Gesundheitskasse in Hessen, die berufundfamilie Service GmbH und das Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. V. haben gemeinsam unter dem Dach der Seniorenpolitischen Initiative Hessen „Beruf und Pflege vereinbaren — die Hessische Initiative“  ins Leben gerufen. Die Initiative nimmt bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Sie stellt Beispiele aus der Praxis vor, klärt über Angebote auf und bietet konkrete Unterstützungsmaßnahmen an.

2013 haben Unternehmen und Organisationen in Hessen gemeinsam mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration die bundesweit erste Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege entwickelt. Die Unterschrift unter die Charta ist ein freiwilliges Selbstbekenntnis zur Würdigung der Pflegearbeit von Beschäftigten.

Die Entlastung von pflegenden Familienangehörigen ist die Hauptaufgabe der Familienentlastenden Dienste (FED), die ergänzend oder kurzzeitig ersetzend tätig werden.

Service

Mit der zum 1. Januar 2012 eingeführten Familienpflegezeit unterstützt die Bundesregierung Unternehmen bei der Entwicklung geeigneter Angebote.

FamilienpflegeZeit (BMfSFJ)